11.03.2007
Die Wiederentdeckung der Demokratie durch den BDA

Im Rahmen des dritten "Altstadtforums" in Frankfurt am Main kritisierte der Vorsitzende der örtlichen BDA-Gruppe, Hans-Ulrich von Mende, einen von ihm festgestellten Mangel an demokratischer Gesprächskultur auf Seiten der Rekonstruktionsbefürworter. Herr von Mende ermahnte die Anwesenden, die Positionen der Gegenseite zu respektieren, er rief ihnen in Erinnerung, dass sich eine demokratische Gesellschaft notwendigerweise durch Pluralität der Meinungen auszeichne. Lobenswerte Worte, wie man meinen möchte - allein, sie kommen ein wenig spät, nämlich zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Lage der Rekonstruktionsgegner deutlich verschlechtert hat. Jetzt, im Angesicht einer Niederlage im Kampf um die Altstadtbebauung, entdeckt man beim BDA plötzlich die Demokratie wieder. Dabei hatte noch im Oktober 2005 Ernst Ulrich Scheffler, Architekt und BDA-Mitglied, die Ansicht vertreten, "nicht alles" (und wohl besonders nicht die Frage nach der Zukunft des Areals zwischen Dom und Römerberg) eigne sich zu einer demokratischen Debatte. Damals freilich sah es noch so aus, als könne die lästige kleine Bürgerbewegung, die sich eine Rückkehr der historischen Gebäude wünschte, schnell mundtot gemacht werden, weshalb Scheffler sich auch nicht scheute, dieses für eine funktionierende Demokratie eigentlich selbstverständliche Engagement der Frankfurter Bürger als "lupenreinen Populismus" zu bezeichnen. Nun fiel im Verlauf des Altstadtforums am 10.03.2007 Schefflers Name mehr als einmal, was einen weiteren anwesenden Architekten dazu veranlasste, gegen die "Diffamierungen" seines Berufsgenossen zu protestieren. Man fragt sich als Zuschauer allerdings, ob der Mann sich auch damals empört hatte, als seine Kollegen die Rekonstruktionsbefürworter pauschal als Gestrige, Heimattümler oder gar Faschisten bezeichneten. Der faire Umgang miteinander schließlich setzt den guten Willen beider Seiten voraus. Ein Architekturstudent jedoch, der es wagt, einen traditionellen Entwurf einzureichen, wird in der Regel die von Herrn von Mende so feierlich beschworene Akzeptanz demokratischer Meinungspluralität bei seinen Dozenten vergeblich suchen. Was haben solche ideologisch motivierten Denkverbote eigentlich noch mit dem Geist der Demokratie zu tun?
Jetzt, wo sich das Blatt möglicherweise zu ihren Ungunsten gewendet hat, fordern die Architekten plötzlich Toleranz, Verständnis für die Meinung des anderen und respektvolle Umgangsformen ein, also all jene Dinge, die sie ihren Gegnern verweigert hatten, solange man sich selbst noch in einer Position der Stärke wähnte. Trotz dieses offensichtlichen Widerspruchs im Verhalten der Gegenseite sollten die Befürworter des Altstadtwiederaufbaus auch weiterhin so sachlich und fair agieren, wie ich es in der Vergangenheit auf den diversen Veranstaltungen selbst miterlebt habe. Herrn von Mende sei allerdings angeraten, sich lieber mit dem Demokratieverständnis in den eigenen Reihen eingehender zu befassen. 

 

 

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